Als ich am 22.02.2013 in einem Beitrag über Ausdauer im Sport schrieb:
„Die Grunddefinition der Ausdauer könnte folgendermaßen lauten: Ausdauer ist die Fähigkeit die Muskeln mit Energielieferanten für eine optimale Leistungserbringung zu versorgen“ wußte ich nicht, dass ich in einer Fortbildung im August 2019 vom Vortragenden diese Frage gestellt bekam. Meine Antwort war von allen TeilnehmerInnen die kürzeste. Ausdauer bedeutet immer genügend Sauerstoff zur Verfügung zu haben. Warum ich spontan so geantwortet habe ist mir ein Rätsel. Klar habe ich nachgedacht und – es war gar nicht so übel was ich da behauptet habe. Die Fortbildung war klasse, der Vortragende sehr gut, die TeilnehmerInnen gemischt. Es ist nicht so leicht für einen alten Hasen wie mich, der normalerweise andere belehrt, ruhig zu bleiben, die Klappe zu halten.

war sehr gut der Trainer Yannik Morin
Aber warum war meine Aussage recht gut? Nach gut 1-3 Minuten ist die Erbringung von Leistung ohne Sauerstoffzufuhr nicht mehr möglich. Das ist die sog. Anaerobe Energiezufuhr die 6-12 W/Kg bereitstellen. Danach kommt die Ausdauer, unter Verwendung von Sauerstoff. Dabei werden zwei weitere Systeme aktiviert.
a) Kohlehydratspeicher werden angezapft (intensive aerobe Energiebereitstellung) ca. 90 Min. mit 4W/kg
und
b) Fettspeicher werden verbrannt(extensive aerobe Energiebereitstellung) 1,5W/Kg
für a) braucht man b), denn die Fettverbrennung geht nicht, wenn keine Kohlehydrate zur Verfügung stehen. Aber das ist alles recht Komplex und gut erforscht -> Verstoffwechselung etc.
Meine Sauerstoffaussage passt weil:
Für den Ausdauerathleten ergeben sich klare Konsequenzen. Der Organismus muss lernen Sauerstoff optimal zu verwerten, da er sich praktisch nur in der aeroben Energiegewinnung bewegt. Ich kann es nicht oft genug erwähnen, dass Problem liegt nicht daran, dass es im Körper zu Sauerstoffmangel kommt, da Sauerstoff in Hülle und Fülle vorhanden ist. Die Aufgabe ist, den vorhandenen Sauerstoff zu nutzen! Ein guter Anhaltspunkt ist die Qualität der Sauerstoffverwertung bei der Leistungserbringung.
Die hängt ab von:
-Dichte und Lage der Mitochondrien in der Muskelzelle
-Dem Kapillarisierungsgrad des Muskels
-Dem Füllungszustand der Glykogenspeicher
-Der Diffusionskapazität für Sauerstoff durch die Zellmembranen
-Der Aktivität der Enzyme der Atmungskette und der Sauerstoffbindungs- und Sauerstofftransportkapazität
Hätte ich doch etwas genauer präzisieren sollen was ich meine? Nö, es war doch ganz gut so. Es ist besser, dass ich als etwas beschränkt gehalten werde, vor allen von den Teilnehmerinnen. Die sind nämlich meistens supergescheit, haben aber kaum eine Ahnung von Leistungsphysiologie. Wenn man sie vorführt, reagieren sie äußerst gekränkt. Ist irgendwie Zeitgeist, wenig zu wissen dafür groß angeben!
Was mir als Erfahrung geblieben ist? Auch wenn ich ein böser Mensch bin, kann ich megalieb sein. Das geht aber nur wenn ich mich blöd stelle. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Überheblichkeit vieler meiner Mitmenschen aus deren absoluter fachlicher Ignoranz und persönlicher Schwäche resultiert. Ich mag immer mehr bescheidene Menschen, die nur das von sich geben, wovon sie eine Ahnung haben. Das hat mir an dieser Veranstaltung meistens gefehlt.