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Alltagsdinge sind lästig

Es ist ein ganz normaler Tag: schlecht geschlafen, schlecht geträumt und ziellos aufgewacht. Die ToDo-Liste für heute wartet auf mich. Es sind keine angenehmen Aufgaben. Die Freude hält sich demnach in Grenzen. Ja die Freude an einer Herausforderung, diese prickelnde Aufregung etwas tolles machen zu dürfen, die fehlt mir heute. Zugegeben, dieses Gefühl ist mir gut bekannt. Ein bestimmter Typ Mensch braucht Herausforderungen um sein Selbstwertgefühl aufrecht zu erhalten. Ich gehöre zu dieser Kategorie. Manchmal ist das der pure Stress, du suchst verzweifelt nach solchen Herausforderungen. Der Alltag steht dir im Wege. Agenda für Meeting schreiben, Physiotherapie Termine vereinbaren, Schreiben an Deutsche Rentenversicherung Bund, nachhaken wegen Formular PU-1, Termine für Fortbildungen koordinieren, Feedback zur Änderung eines Bewerbungsformulars geben, Fotoausrüstung warten, Wohnung saugen und feucht wischen. Also suche ich verzweifelt nach spannenderen Alternativen. Es ist Zwecklos, mir fällt nichts ein. Ich weiß, diese Alltagsdinge gehören geregelt. Mein Selbstwertgefühl wird leiden müssen. Da hilft nur eines, du musst da durch wie jede und jeder andere auch. Ich werde träumen, von den Tagen als ich noch jung und dynamisch auf die täglichen, aufregenden Herausforderungen wartete. Bankbesuche, Meetings mit wichtigen Behörden, Konferenzen und Geschäftsreisen, coole schnelle Autos. Das war richtige Nahrung für mein Selbstwertgefühl. Ich war wer, angesehen und wichtig. Das war richtige Lebensenergie, elektrisierend und voller Power. Keine Bitten an Behörden für irgendwelche Formulare, keine Nachweise für irgendwelche Altersvorsorge anfordern, keine Physiotherapietermine. Was ist aus dem Macher Horst geworden?

Was ist bloß aus dem „Macher“ Horst geworden

Er ist gezwungenermaßen bescheiden geworden. Du bist nicht mehr wer du warst und es macht wenig Sinn den vergangenen Zeiten nachzutrauern. Mag sein, dass mein Selbstwertgefühl nicht mehr der gleiche wie damals ist. Mein Selbstwert ist dafür größer. Ich lebe bewußter, fühle mich insgesamt glücklicher. Es ist gut, wenn man sich gegenüber der Außenwelt nicht mehr beweisen muss. Zugegeben, manchmal ist das Gefühl der Einsamkeit präsenter, weil man nicht mehr gebraucht wird. So ist unsere Welt, so sind die Spielregeln. Ich werde jetzt meinen Alltag würdig antreten – habe eine Menge zu erledigen. Dabei werde ich darüber nachdenken, ob es nicht nur eine gewisse Bequemlichkeit ist, die mich bescheidener gemacht hat. Der bestimmte Typ Mensch lebt noch in mir. Wie sieht es mit dir aus?

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