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Krebskranke sind keine Helden, Sie und Andere tun nur so

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich keine Nachrichten oder Informationen über den heldenhaften Umgang von krebskranken Menschen mit ihrer Situation vorfinde. Social Media, Blogposts, Podcasts und Co. sind damit überfüllt und sollen uns zu Tränen rühren. Überall auf der Welt laufen Charity-Veranstaltungen für krebserkrankte Menschen. Oh, wie schrecklich diese Krankheit ist, wie großartig Opfer das Böse bekämpft und sogar teilweise besiegt haben oder wie tapfer sie bis zum Schluss dagegen angekämpft haben, um doch letztendlich den Kampf zu verlieren.

Ich habe solche Dinge schon immer gehasst, mich aber nicht getraut es öffentlich kund zu tun. Wer nicht betroffen ist darf nicht urteilen, dachte ich. Ziemlich genau vor einem Jahr kurz vor Weihnachten, war es bei mir soweit. Ich wurde mehrfach operiert, habe 4 Chemo-Zyklen hinter mir und überlebt. Was ich erlebt habe war kein Zuckerschlecken und was meine Lieben mitgemacht haben sicher auch nicht. Ja, es tut wahnsinnig weh und es ist eine schreckliche Tortur! Aber bin ich deswegen ein Held und muss ich die ganze Welt an meinem Schicksal mit allen Höhen und Tiefen teilhaben lassen? Muss ich mich damit brüsten den Krebs besiegt zu haben? Die Antwort ist ein klares NEIN!!! Krebskranke sind keine Helden und jene die damit kokettieren widern mich an. Wenn sie so mitteilungsbedürftig sind und jede Einzelheit ihrer körperlichen und seelischen Regung mit der Welt teilen müssen, dann sollten sie eher eine Psychotherapie in Angriff nehmen. Für mich als Betroffener hat sich etwas klar offenbart, was ich ohnehin schon geahnt habe. Dieses öffentliche zur Schau stellen von Krebserkrankungen, ist nichts anderes als ein exhibitionistischer Akt um das Unvermögen das Verarbeiten des eigenen Schicksals zu verdrängen. Jetzt als Betroffener habe ich das Recht meine Mitbetroffenen zu kritisieren. Klappe halten, nehmt euch nicht so wichtig, gebt nicht so an wie tapfer ihr seid, hört auf zu jammern und vor allem hört auf nach Mitleid und Bewunderung zu heischen. Es ist euer Krebs, euer Schicksal, eure Verantwortung. Es reicht völlig aus, wenn euer engster Kreis sich damit auseinandersetzt. Und bitte sorgt dafür, dass eure Kinder, Verwandten und Freunde sich nicht an euer Schicksal öffentlich aufgeilen. Auch das ist unnötig und gehört eher in die Kategorie deine Privatangelegenheit.

Ich denke ich trete einigen in den Hintern wenn ich behaupte, dass meine Erkrankung keine großartigen persönlichen Erkenntnisse, keine Bereicherung oder in irgendeiner Form dazu beigetragen hat mich in irgend einer Weise wachsen zu lassen. Also macht nicht so ein Theater und schaut das ihr in aller Stille damit fertig werdet.

 

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