Ich erinnere mich noch sehr gut an jenem Tag. Es war der 25.04.2010, als ich als Pressefotograf beim London Marathon akkreditiert wurde. Die erste große Sache auf diesem Gebiet für mich. Stolz saßen wir mittendrinn in einer PK. Ich kam mir fast lächerlich mit meiner mickrigen Sony a350, denn die anderen „richtigen“ Fotografen waren alle mit mächtigen Canon marks bewaffnet. Ihre Blicke waren in der Tat abwertend. Eine Sony a350 ist sehr leicht, die passenden Objektive ebenfalls. Wer die Canon Mark II etc. kennt, weiß wie wuchtig diese Geräte sind. Ich war beeindruckt, konnte aber nicht nachvollziehen, warum man einige kilo€ dafür ausgeben sollte. Da gab es auch Nikons, aber die Canontypen waren die am meisten aufgeplustert herumstolzierten. Als dann auch noch Natalie Imbruglia auf die Bühne erschien, war ich wirklich beeindruckt. Eine Schönheit, die die Serienauslöser der Kollegen auf hochtouren brachten. Ich habe es nicht über das Herz gebracht meine sage und schreibe 4-5 Bilder pro Sekunde zu aktivieren. Also gab es nur ein schüchternes cklick. Das Bild liebe ich.
Diese traumatische Erfahrung hat mich dazu bewogen, eine grundlegende Entscheidung zu treffen. Es musste eine Vollformatkamera her. Die Abneigung gegenüber Canon und Nikon wurde durch die Preise mehrfach potenziert. Ich wollte nich zu den großkotzigen Angebertypen absteigen. Ich bin immer ein Revolutzer gewesen und ich beging eine Fotografen-Totsünde. Ich erwarb eine Sony A900 mit einem 2.8 70/200 G Objektiv + einen Zeiss 2.8 24/70 Objektiv. Zugegeben, preislich war ich nicht viel günstiger als die etablierte Machokonkurrenz, aber ich zumindest fühlte mich wohler. Natürlich haben die despektiven Blicke der Kollegen nicht abgenommen, sondern eher zugenommen. Das war mir aber Wurst, denn ich wußte wie es kommen würde. Sony ist ein großes Unternehmen, das viel Geld für Producktforschung investiert. Natürlich kam die A900 mit der etablierten Konkurrenz nicht mit, aber es war nur eine Frage der Zeit. Sämtliche Versuche von Fachzeitschriften den Neuling nieder zu machen wurden bestraft. Bereits das Nachfolgemodel A99 war schon auf Augenhöhe und um einiges günstiger zu haben. Das war meine Chance und so erwarb ich zwei Bodies. Die Sony – Zeiss Objektive sind eh protzig genug und jagen der Konkurrenz mächtig Potenzprobleme ein.
Das die Entwicklung in eine komplett andere Richtung einschlagen würde, war damals niemandem klar. Ausgerechnet Sony legte mit einer leichten Vollformatkamera alle anderen Anbieter rein. Die A7 wurde vorgestellt. Als intern ILCE-7 = Interchangeable Lens Camera with E-mount 7) ist eine spiegellose, digitale Systemkamera (DSLM) mit Vollformat-Bildsensor, wurde diese Kamera Ende November 2014 für ambitionierte Fotografen und Semiproffesionelle Anwender vorgestellt. Dieser kleiner Wunderwuzzi reichte was Bildqualität anbelangt, den Großen das Wasser. Es kam wie es kommen musste. Mittlerweile sind viele Schwestermodelle auf dem Markt. Sie sind nicht mehr semiprofessionell, sondern ultraprofessionell. Natürlich gibt es mittlerweile auch Canon und Nikon mit ähnlichem Format, aber die kommen einfach nicht mehr mit. Die Neue von Sony kann A7R IV kann sage und schreibe CMOS 35-mm-Vollformatsensor mit 61,0Megapixel mit einem High-Speed-Bildprozessor verarbeiten. Das ist für einen Sportfotografen Unsinn. Da reicht die A7 III mit 24 Megapixel locker aus. Wer wirklich Kohle hat (ca. 3,5 k€ für das Body), ist mit der A9 noch besser bedient. Die schafft sage und schreibe 20 Bilder pro Sekunde bei RAW Format, ist sehr vielseitig, kann auch professionell Filmen, und, und, und. Die A9 II ist bereits im Gespräch. Seht ihr, damals 2010 habe ich auf richtige Pferd gesetzt.
Heute freue ich mich eine A7 III besitzen zu dürfen. Ich schäme mich nicht mehr mich überall mit ihr zu zeigen. Nicht nur wegen ihrer Leichtigkeit beflügelt sie meine Arbeit. Sie ist die Beste! Ich werde weiter auf Sony setzten. Meine armen Kollegen, die nach wie vor ihre teuren Monster mit sich rumschleppen, lachen mich nicht mehr aus. Ich glaube sie schauen lieber weg um einen Vergleich zu vermeiden. Manchmal ist das Verdrängen der Realität doch ganz gut. Vom Gewicht entspricht die A7 III ungefähr der alten A350, aber eben nur vom Gewicht. Mein Fazit: Ich habe alles richtig gemacht 🙂