Wer weiß, was noch kommt. Gestern war diese Ruhe, die nur in der erholsamen Einsamkeit, fern von Verkehr und Zivilisation zu spüren ist. Heute ist Montag. Der Lärm der vorbeifahrenden Autos verrät, dass die Corona Krise nicht mehr die Kraft hat Menschen in ihren Wohnungen und Häusern zu verbannen. Die normale Einsamkeit, die nicht gerade erholsam ist, kehrt zurück. Was haben wir gelernt in den gut sieben Wochen Isolation. Wir können nicht gut mit vielen Dingen im Leben umgehen. Wir versagen, wenn es um Kernfamilien geht. Mütter, Väter, Kinder können nicht gut miteinander, wenn sie sich nicht aus dem Weg gehen können. Die Schulen, die Sportvereine, die vielen Einrichtungen sollen Familien entlasten. Hausaufgabenbetreuung, Kitas, Nachmittagsbetreuung, all das soll Frauen helfen. Fällt das weg, werden sie in ihre alten Rollen zurückgedrängt. Sie werden Mütter, die nicht mehr arbeiten dürfen und in der Abhängigkeit des arbeitenden Mannes geraten. Nein, so haben wir uns das nicht vorgestellt. Ja, wir wollten Kinder, aber wir wollten sie nicht ständig auf der Backe haben. So haben wir nicht gewettet. Häusliche Gewalt, Überforderung, soziale Isolation, immer den Partner und die Kinder am Hals, keine Aussicht auf den wohlverdienten Urlaub im Ausland.
Was ist nur aus uns geworden. Ich kenne eine Frau in Afrika. Sie hat sich entschieden ihr Kind, das aus einer Vergewaltigung entstanden ist, zu behalten. Sie ist alleinerziehend. Sie arbeitet und ist dankbar für ihre Gesundheit und ihr Leben. Sie jammert nicht, hat kein SUV um ihr Kind in die Schule zu fahren und freut sich, wenn ihr Kind bei ihr ist. Sie ist keine Glucke, die ihr Kind kontrolliert in Obhut geben muss, damit dem Kind ja nichts passieren kann. Sie macht sich keine Sorgen, dass ihr Kind, wenn es unbeaufsichtigt ist, was Schlimmes anstellt. Sie beschuldigt nicht das System. Sie übernimmt die volle Verantwortung für ihr Leben, bei allen Bedingungen und mit allen Konsequenzen. Wenn jemand behauptet, das kann man nicht mit uns vergleichen, dann mag das stimmen. Trotzdem, hier stimmt einiges nicht, vor allem, die Lebenseinstellung. Verantwortung bedeutet nicht Besitzen und wenn es schwierig wird, das System verantwortlich zu machen. Verantwortung bedeutet für sich und für alle Bereiche, in jeder Situation für das eigene Leben gerade zu stehen.
Gestern war diese Ruhe, die nur in der erholsamen Einsamkeit, fern von Verkehr und Zivilisation zu spüren ist. Heute ist Montag; ein guter Tag, um sich über die Ungerechtigkeit zu beklagen. Genervte Eltern, genervte Kinder, aber Gott sei Dank – bald können sich alle hübsch aus dem Weg gehen. Mal schauen wen wir noch verklagen können. Da ist doch sicher was zu holen… und ja, so kann man mit uns hier nicht umgehen!