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Die Abrechnung

ein Leben im Tunnel der Mittelmäßigkeit

Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast

„Es gibt keinen größern Trost für die Mittelmäßigkeit, als daß das Genie nicht unsterblich sei.“
Johann Wolfgang von Goethe

Freilich, Zeit verbringen bedeutet auch, wertvolle Schwerpunkte im Tun zu verwirklichen. Viel Energie habe ich zwischenzeitlich, wie andere Menschen auch, in meiner eigenen Entwicklung eingebracht. Dafür habe ich mich, wie andere Menschen auch, zurückgezogen. Ich bin recht scheu, jedoch nicht unsozial. Auch bin ich aufgrund meines Alters etwas müde, brauche mittlerweile viel Zeit, um mich zu erholen. Und doch lebt noch eine andere, etwas merkwürdige exzentrische Persönlichkeit in mir – wahrscheinlich wie bei vielen anderen Menschen auch! Diese Seite fordert mich, macht mir Mut und somit auch Angst vor den Folgen ihres Tuns. Diese Seite ist gnadenlos direkt, respektlos und schlecht erzogen. Sie kennt keine Grenzen, sagt was sie denkt und fühlt. Diese Seite liebt und hasst bedingungslos. Diese Seite ist das was aus mir geworden wäre, wenn man mich nicht dazu gezwungen hätte zu lügen, zu schweigen, mich anzupassen, mich unterzuordnen, brav zu sein, lieb zu sein. Diese Seite hat und hatte immer Angst sich schämen zu müssen. Diese Seite wurde von mir verraten, denn anders hätte ich auf dieser Welt nicht überleben können. Für diese Seite gibt es wenig Raum im Lebensraum – so geht es vielen anderen Menschen auch!

Ich bin krank, wie viele andere Menschen auch. Ich liebe meine Liebsten. Ohne sie bin ich verloren, wie viele andere Menschen auch. Sie geben mir halt und zwingen mich aufrecht zu stehen, denn ich will sie nicht enttäuschen. Ich will ihnen nicht das antun, was ich mir selbst angetan habe. Ich will sie nicht im Stich lassen und ich bin fest überzeugt, dass es vielen anderen Menschen genauso geht.

So bemühe ich mich Tag für Tag Kompromisse zu finden, Lösungen anzustreben, Formulierungen zu erfinden, die mich vor dem Untergang schützen. Es will mir nicht so ganz gelingen. Ich ertrage die Grausamkeit, die Skrupellosigkeit, die Widerlichkeit vieler meiner Mitmenschen nicht. Wie soll ich lieben bei soviel Bösartigkeit? Es gibt doch so viel Schönheit in Kunst, Musik, Literatur. Es gibt soviel Schönheit im menschlichen Denken, Fühlen und Handeln. Es gibt soviel Herzenswärme in Freundschaften und Partnerschaften. Und dann gibt es das Böse in uns, das andere verhaltensauffällige Menschen wählt um Zerstörung, Schmerz und Angst zu verbreiten. Und zu guter Letzt, gibt es die Gleichgültigkeit, die die meisten Menschen befällt. Man könnte gemein sein und das als Mittelmäßigkeit oder bequeme Angepasstheit bezeichnen. Die große Masse, die sich durch ein unbedeutendes Dasein bis ans Lebensende schleicht.

Ich bin von mir enttäuscht, denn mir fehlen die Fähigkeiten, Fertigkeiten, den Mut und die Willenskraft, das Geld und den Einfluss dagegen anzukämpfen, laut zu schreien – was tun wir da!!! Ich kann ja nicht einmal richtig für mich selbst sorgen – wie viele andere Menschen auch.

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