
Rasse aus unserem Wortschatz und Grundgesetzt zu verbannen, wird keine Veränderung bewerkstelligen – es sind die Taten die zählen!
Gerade habe ich einen außergewöhnlichen Artikel in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Der Autor, Andreas Zielcke, beleuchtet die aktuelle Forderung von einigen Politikern, den Begriff Rasse aus dem deutschen Grundgesetz zu verbannen.
„Der Streit um die Streichung des „Rasse“-Begriffs aus dem Grundgesetz blendet naheliegende Probleme und Hindernisse aus. Erst wenn diese Lücken geschlossen sind, lässt sich die Änderung einer Grundrechtsnorm rechtfertigen. Über die fehlenden Dimensionen der Debatte.“
Zielcke verweist auf die Komplexität und Vielschichtigkeit solcher salopp geäußerten Forderungen hin. Es muss was passieren, egal wie. Die Sprache ist ein bequemes Opfer, sie kann sich ja kaum wehren. Ändern wir das Wording, wird der Mensch vernünftiger. Die Macht der Sprache soll uns in unseren Grundeinstellungen, bezüglich ethisch-moralischen Defiziten korrigieren. Diese Diskussion führe ich seit einiger Zeit mit vielen Mitmenschen. In meinen Muttersprachen Deutsch und Spanisch tue ich mir leicht. In Englischen ganz und gar nicht. In USA ist der Begriff „Lady“ OK, in UK nicht. Wenn wir weiterkommen wollen, müssen wir umdenken.
Ich möchte ein Beispiel anbringen. In Italien wurde das Rauchen sehr restriktiv verboten. Es hat tatsächlich funktioniert, denn die Italiener haben seitdem im Vergleich sehr viel weniger Raucher als wir in Deutschland und Österreich. Die Frage ist, haben sie auch weniger Suchtprobleme? Die Antwort erspare ich mir. Eine Verlagerung hat stattgefunden, die zugegebenermaßen gesundheitspolitisch vertretbar ist, das Problem Sucht ist geblieben. Wollen wir Rassismus durch das Streichen des Begriffs Rasse wirklich in den Griff bekommen? Ich glaube es geht so nicht.
Es ist die innere Absicht eines jeden Individuums, die das Stellglied für eine erfolgreiche Veränderung in der Gesellschaft vorantreibt. Das bedeutet Selbstverantwortung für das eigen Denken, Fühlen und Handeln zu übernehmen. Daran fehlt es gewaltig! Schlechtes Gewissen, Vorurteile und eine große Portion an Feigheit, zwingt viele Menschen dazu Schuldzuweisungen auszusprechen. Die Sprache ist schuld, die Gesellschaft ist schuld, die Politik ist schuld, die Industrie ist schuld, alle anderen sind schuld – nur ich nicht. Es ist sehr einfach intrinsiche Konflikte auf externe Systeme auszulagern. Das System hat System und nennt sich Instrumentalisierung. Ich spreche oft über die fehlende Eigenverantwortung der Menschen. Sie meiden die Selbstreflexion, weil sie gelernt haben Verantwortung abzugeben bringt ihnen in unseren Gesellschaftsformen große Vorteile. Eines vergessen sie aber, ihnen entgeht das wichtigste Gut, nämlich ein erfülltes und sinngebendes Leben zu führen. Ich weigere mich hartnäckig glauben zu müssen, dass eine ausreichende Selbsterfahrung notwendig ist, um diese Mechanismen zu verstehen und im eigenen Leben umzusetzen. Glücklich sind sie alle miteinander nicht, sondern gehen durch das Leben voller Gram, Zweifel und Unzufriedenheit. Sie strotzen Selbstsicherheit und rechthaberischen Gehabe, ohne zu realisieren, dass sie ihr Leben in den Sand setzten. Bequem ist es ja, aber wirklich erstrebenswert?
Lösung? Ja, wir müssen bei der Erziehung anfangen. Wir müssen Selbstwert vor Leistung, Selbstachtung vor Vergleiche und Verantwortung vor Beschuldigung stellen. Dann haben wir eine gute Chance unsere Welt ein Bisschen besser zu gestalten.
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