Gibt es auch als Podcast.
Würde die Menschenwürde als ein Wert, der allen Menschen gleichermaßen und unabhängig von vielen Unterscheidungsmerkmalen, gerecht werden, dann wäre das schon ein Gewinn. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass wir uns damit allen anderen Lebewesen und Dinge überstellen. Wir als menschliche Rasse erheben uns als Götter, weil wir uns als Krone der Schöpfung definieren. Wie auch immer, wir leiten aus der Menschenwürde gewisse Grundrechte und entsprechende Rechtsansprüche für uns. Das finde ich schon sehr spannend, denn egal um welche Kultur der Menschen es sich handelt, wird genau diese Ebene aufs schlimmste vergewaltigt. Erst gestern dachte ich mir, wie ist es möglich, dass ausgerechnet USA sich als die Moralinstitution für die Bewahrung der Menschenwürde gibt und Guantanamo betreibt. Das ist schlichtweg pervers.
Also verlasse ich frustriert den Begriff der Menschenwürde und versuche Trost bei dem Begriff der Würde zu finden.
Würde bedeutet etwas, das mit Respekt zu tun hat. Es ist auf jeden Fall so eine Art Achtung, die mit einem moralischen Hintergrund gestützt wird. Das spannende ist, dass Würde nicht nur einzelnen Personen zugeordnet werden kann, sondern auch Ämter und Rollen. Der Begriff Würdenträger bestärkt meine Gedanken. Das macht die Angelegenheit kompliziert, denn hier kommen Prestigeangelegenheiten, sozialer Status und weitere Komponenten dazu. Es vermischt sich mit dem Begriff der Ehre. Wer kennt das nicht, „es ist mir eine Ehre“. Um meine Gedanken weiter zu führen, sollte man die intrinsische und extrinsische Ebene noch berücksichtigen. Alles was mit der Würde und der entsprechenden Anerkennung, etwas durch „Würdigung“ oder „Verleihung von Anerkennung“ zu tun hat, wertet uns auf. Und jetzt komme ich wirklich ins Grübeln. Wird die Würde eines Menschen nicht primär durch eine Ansammlung von äußeren, gesellschafsrelevanten Ritualen, Orden, Verdiensten, Funktionen, Ämter, Vermögen, usw. definiert? Ich denke größtenteils schon. Diese äußeren Attribute sind aus meinem Empfinden wesentlich gewichtiger als die inneren Werte eines Menschen. Es gibt würdigere Menschen. Was mir auch noch einfällt, ist das wir langsam anfangen die Würde von Tieren, Pflanzen und der Natur zu realisieren. Vielleicht schaffen wir es mal, uns von dem Begriff der Menschenwürde zu verabschieden und unseren angeborenen Rassismus niederzulegen. Wir sollten die Würde als ein allumfassendes Würdeprinzip verstehen. Das ist nicht leicht, weil wir nach wie vor Würde mit Wert verknüpfen. Wir träumen von der hehren Vorstellung, dass der Mensch intrinsisch würdevoll und moralisch korrekt handelt. Dabei bemerken wir nicht, dass der Mensch eine ganz andere Wertvorstellung lebt. Es ist die Macht und das Geld, die hauptsächlich die Qualität der Würde bestimmt.
Fazit
Meine Fragestellung nach einer Berechtigung für die Existenz der Menschenwürde habe ich mir schon beantwortet. Die gibt es, weil der Mensch sich nach wie vor als Krone der Schöpfung definiert. Innerhalb der Menschenwürde spielt die Würde ebenfalls eine wichtige Rolle. Intrinsisch ist die Würde eine Wunschvorstellung, die der Realität nicht würdig ist. Wir sollten uns nichts vormachen, denn Würde ist im Alltagsgeschehen für uns Menschen absolut wertbehaftet. Das meine ich jetzt nicht im positiven Sinn, sondern im Gegenteil. Würde hat in der Umsetzung immer was Unwürdiges an sich und Menschenwürde ist an sich schon, auf den Lebensraum bezogene Ebene, eine ziemlich rassistische Angelegenheit. Der Mensch ist unwürdig. Er ist seiner Umwelt unwürdig, mit seinen Mitmenschen und letztendlich mit sich selbst ebenfalls. Nicht gerade aufbauend. Ich denke ich werde diese Begriffe in Zukunft meiden, denn sie sind ein Konstrukt der die Realität unserer Gattung verschleiern soll. Ich werde mich eher an Liebe halten. Das erscheint mir ehrlicher und wesentlich glaubhafter.