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Die Resilienz

Gibt es auch als Podcast

Resilienz ist zum Modewort geworden. Was sagt Wikipedia dazu:

Resilienz (von lateinisch resilire ‚zurückspringen‘ ‚abprallen‘) oder psychische Widerstandsfähigkeit ist die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Mit Resilienz verwandt sind Entstehung von Gesundheit (Salutogenese), Widerstandsfähigkeit (Hardiness), Bewältigungsstrategie (Coping) und Selbsterhaltung (Autopoiesis).

Ich habe diesen Begriff vor gut 40 Jahren zum ersten Mal gehört. Damals war Resilienz nur im Zusammenhang mit Kindern in der Psychologie gebräuchlich und bezog sich auf die besondere Widerstandskraft von wenigen Kindern, die trotz erheblichen traumatischen Belastungen psychisch unversehrt blieben. Heutzutage hat sich die Bedeutung des Wortes komplett verschoben. Politiker und andere öffentlichkeitsaffinen Machtmenschen lieben diesen Begriff. Aus psychischer Widerstandsfähigkeit von Kindern ist die allgemeine Resilienz entstanden. Das haben wir bitter nötig, denn resistente Menschen überstehen Traumas und Vergewaltigungen, Verluste und Armut ohne Schaden. Sie entwickeln dabei eine besondere Fähigkeit, nämlich trotz ungünstigen äußeren Bedingungen sich positiv weiter zu entwickeln. So ist die Eigenschaft, die früher nur auf wenige betroffene Kinder zutraf, für die ganze Welt offenbart worden. Es ist immer gut hochgeschwollene Begriffe neu zu erfinden, um die Realität zu verdrängen. Resilienz soll das neue Zauberwort für Stärke werden. Was für ein Armutszeugnis! Wir sollten eher daran arbeiten auf die Fähigkeit der Resilienz verzichten zu dürfen.

Fazit
Der Begriff Resilienz klingt hochtrabend-elegant und soll Kompetenz vortäuschen. Die eigentliche Bedeutung, nämlich abprallen sagt sehr viel aus. Egal was da draußen passiert, es soll an uns abprallen, wir sollen immun gegenüber Missständen unsere selbstinszenierte Welt werden. Das lehne ich komplett ab. Resilienz wird sehr häufig mit Belastbarkeit verwechselt. Die Sprache entwickelt sich weiter und das ist gut so. Das dumme dabei ist nur, dass nur wenige sich bewusst machen, was die Sprache bewirkt. Worte werden ganz bestimmten Attributen mit entsprechenden Deutungen verinnerlicht. Wird das alles so schlampig fortgeführt, entstehen oft Verzerrungen, die in der Kommunikation nicht ganz folgenlos sind. Besonders stark hat man derartige Fehldeutungen bei schizophrenen Menschen beobachtet. Wenn das Wort Tisch mit einer Messerattacke assoziiert wird, dann bekommen wir alle ein Problem. Wir entfremden uns sprachlich von unserer gemeinsamen Realitätsbildung und verstehen einander immer weniger. Das wäre eine gute Übung Resilienz zu erlernen. Wie ich vorher schon erwähnt habe, bevorzuge ich zwar belastbar, jedoch nicht resilient sein zu müssen. Ich möchte meine Fähigkeit verletzbar zu sein nicht verlieren.

Ich habe eine Idee, was heutzutage mit Residenz gemeint sein könnte, insbesondere im angloamerikanischen Sprachgebrauch. Wie wäre es mit: die Fähigkeit selbstorganisiert zu sein? Das bedeutet: Egal was mir passiert, ich werde damit fertig werden. Nichts prallt an mir ab – ich bewältige es!

 

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