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Die Sauerstoffsättigung / Was heisst das für Sportler?

Nicht gerade eine Superleistung mit 25,5 km/h. Aber zu meiner Verteidigung herrschte ordentlich Gegenwind 😉

Auch ich habe viel über Vo2max, Laktat und Co. gelesen und geschrieben. Was ist aber die Sauerstoffsättigung?

Das erste Mal habe ich diese Große bei der Geburt meines Sohnes richtig wahrgenommen. Ärzte überwachen während der Geburt ständig die Sauerstoffsättigung. Warum sie das tun ist sehr einfach zu erklären, denn die Sauerstoffsättigung sagt etwas über den Zustand des Blutes aus. Dabei wird hauptsächlich der Anteil von Sauerstoff im Hämoglobin gemessen. Auch im Rest Blut wird Sauerstoff gebunden, der Anteil ist aber im Vergleich zum Hämoglobin sehr gering. Ich denke die Meisten von uns haben in der Schule bereits gelernt, dass Hämoglobin der Sauerstofflieferant für all unsere Organe im Körper ist und jeder von uns weiß auch, dass ohne ausreichend Sauerstoff wir nicht lebensfähig sind. Säuglinge sind extrem empfindlich, wenn sie zu wenig Sauerstoff bekommen. Da sie vor und während der Geburt noch nicht atmen, sind sie äußerst empfindlich, wenn sie körperlich gestresst werden. Anders als bei Erwachsenen, können sie nicht zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden. Bei den Wehen herrschen enorme Kräfte auf die kleinen Körperchen mit dem verhältnismäßig großen Kopf. Nicht selten sinkt die Sauerstoffsättigung auf unter 70% und das ist schon recht kritisch für die Versorgung des Gehirns.

Da haben wir schon die erste Erkenntnis. Durch körperliche Belastung sinkt die Sauerstoffsättigung. Ist auch logisch, denn wir verbrauchen beim Powern mehr Sauerstoff. Bitte nicht diese Tatsache mit der sogenannten Sauerstoffschuld verwechseln. Dieser Begriff, der in vielen Lehrbüchern und Sportkreisen benutz wird ist absoluter Humbug, denn es existiert keine Sauerstoffschuld in der Zelle bei sportlicher Belastung. Ok, es existiert sie schon, wenn die Zelle gestorben ist und der Sportler oder die Sportlerin auch bald stirbt. Ebenfalls existiert keine Sauerstoffschuld im Blut, dafür eine Sauerstoffsättigung.

Ich erkläre das mal ganz verständlich. Das Hämoglobin kann Sauersoff binden und transportieren. Wird der Sauerstoff abgegeben, dann muss das Hämoglobin wieder durch die Lunge gepumpt werden und neu mit Sauerstoff geladen werden. So einfach ist das. Wir haben das mit dem arteriellen und venösen Blut auch gelernt. Was ist also wichtig, damit dieser Ladevorgang effektiv ist? Richtig, ein gutes Herzkreislausystem, funktionsfähige Lungen, Hämoglobin und was auch wichtig ist, das Blut muss die richtige Zusammensetzung haben (PH-Wert muss passen, damit Sauerstoff aufgenommen werden kann). Jetzt kommt eine weitere Überlegung, nämlich: ein hoher Sauerstoffsättigungswert heißt nicht unbedingt, dass genügend Sauerstoff transportiert werden kann… hä, wie das denn? Na logisch, wenn sehr wenig Hämoglobin vorhanden ist, dann kann die Sättigung 98% betragen und ist trotzdem nicht ausreichend für die Sauerstoffversorgung des Körpers. Ebenfalls kann es auch sein, dass jemand mit 94% Sauerstoffgehalt besser versorgt ist als jemand mit 98%, weil diese Person sehr viel Hämoglobinanteile besitzt. Also viel ist nicht unbedingt besser. Gut, gehen wir davon aus, dass ausreichend Hämoglobin im Blut ist, dann sind 92% – 98% super. Das bedeutet, dass die Lunge gut funktioniert, der Kreislauf stabil ist und das Blut zumindest den richtigen PH Wert hat und nicht zu vergessen, dass die Luft genügend Sauerstoff hat. Gibt es noch mehr interessantes zu beachten? Oh ja! Man hat festgestellt, dass Hochalpine Sportler*innen durchaus eine Sättigung von 70% und weniger in der Höhe ohne Probleme vertagen. Das wäre für unsereins extrem kritisch, ja fast lebensbedrohlich. Diese Menschen haben eine extreme Sauerstoffarmutstolleranz. Man vermutet, dass sie sich im Laufe von Training eine sehr effektive Sauerstoffausnutzung angeeignet haben. Das würde bedeuten, dass es auch noch eine weitere Größe gibt, die wir beachten sollten. Das Prinzip viel hilft viel passt nicht ganz zur Sauerstoffsättigung. Viel ist zwar gut, aber nicht alles. Es kommt auch darauf an, wie der Körper den Sauerstoff verwertet. Das ist wahrscheinlich eine angeborene Fähigkeit, aber ich danke wir können auch hier im Rahmen unserer Möglichkeiten diese Fähigkeit auch trainieren.

Schlusswort

Nun kann ich getrost mein Sättigungsmessgerät am Finger anlegen und nicht traurig sein, wenn ich ab und dann 94% statt 98% messe. Heute war ich 81km radeln, dazu noch mit Gegenwind und einige Höhenmeter. Ich habe direkt nach der Belastung 93% gemessen. Jetzt weiß ich, dass ich mich megaangestrengt habe. Ganz ehrlich, meine Beine haben mir das auch gesagt. Ich bleib dabei, wer viel misst, misst auch viel Mist! Das gilt ganz besonders, wenn man keine Ahnung hat, was man misst. Ich hoffe für etwas Klarheit gesorgt haben.

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