Zum Inhalt springen

Die Verantwortung 2020

Heute am 29.06.2020 sind weltweit offiziell 10.145.947 Menschen mit COVID-19 infiziert, 501.898 daran verstorben. Die Zahlen steigen und steigen, das Interesse sinkt und sinkt. Die Zeit der Betroffenheit scheint vorbei zu sein. Für mich stellt sich die Frage, ob nicht eine gewisse Müdigkeit und Überforderung zu der Gleichgültigkeit führt, aber ganz ehrlich eine halbe Million Tote und die fehlende Aussicht auf Besserung , sollten uns dringend weiter mit dieser Katastrophe beschäftigen lassen. Nein, stattdessen pochen wir auf unsere Rechte und fordern: „ich mach was ich will und scheiß auf alle anderen“. Willkommen im Zeitalter der Egomanie.

Dafür bewegt ein amerikanisches Ereignis, dass zufällig gefilmt wurde, die ganze Welt. Ein Mensch wird von der Polizei getötet. Das passiert in USA statistisch gesehen zweimal am Tag. Es ist schlimm, es ist sogar sehr schlimm was passiert ist. In der Demokratischen Republik Kongo, kenne ich Menschen, die mir erzählt haben, dass per Gesetzt eine totale Ausgangssperre verhängt wurde. Das Militär überwacht die Bevölkerung. Das Problem ist, dass die meisten Haushalte kein Wasser haben und daher ihr Heim verlassen müssen, um zu überleben. Egal ob Mann oder Frau die sich exponieren und die Ausgangssperre, um zu überleben, brechen, müssen damit rechnen von den Militärkräften brutal vergewaltigt zu werden. Dann frage ich mich, wen interessiert das? Wer fordert eine weltweite Beachtung wie viel Unrecht Millionen von Menschen tagtäglich widerfährt? Wer prangert die tägliche häusliche Gewalt von Menschen an, die hauptsächlich von Angehörigen verursacht wird? Wer thematisiert die Millionen von Geschlechtsverstümmelungen an Frauen? Wen kümmert es das tagtäglich tausende Kinder an Hunger und Durst versterben?

Ich habe für mich entschieden, nicht in eine allgemeine gruppendynamische Hysterie zu verfallen, weil ein Ereignis der amerikanischen Rassismus Problematik die ganze Welt für sich in Anspruch nehmen will. Der Aufschrei vieler Amerikaner und Amerikanerinnen, jeder Erdbewohner, jedes Unternehmen, jede Institution, habe sich gefälligst dem unbewussten schlechten Gewissen in Bezug auf Rassismus und Minderheiten zu widmen, macht mich wütend. Die Forderungen, wir haben uns zu unterwerfen, diesbezüglich weiterzubilden und die durch den Zwischenfall so glorreich gewonnene Erkenntnis stante Pedes in Taten umzusetzen, macht mich noch wütender. Wir sollen Buse tun, Quoten mit Minderheiten schaffen, mit Achtung Minderheiten begegnen, Statements abgeben, etc., etc.

Nein, das werde ich nicht tun. Ich habe weder ein bewusstes noch unbewusstes schlechtes Gewissen. Ich liebe einige Menschen, weil sie mir wertvoll erscheinen. Ich sehe keinen Unterschied zwischen unterschiedlichen Hautfarben. Ich habe weder Angst noch eine Abscheu Migranten zu treffen, sie als gleichwertige Menschen anzuerkennen. Ich interpretiere nicht sofort böse Absichten, wenn ein Mensch eine andere Sprache spricht. Ich wechsle nicht die Straßenseite, wenn eine Gruppe Ausländer mir entgegenkommt. Ich habe Freunde auf vielen Kontinenten, bei denen ich niemals nachgedacht habe, welche Hautfarbe sie haben.  Es ist mir bewusst, dass es unterschiedliche Häufigkeiten von solchen menschenfeindlichen Auswüchsen in unterschiedlichen Kulturen gibt. Es ist mir sehr bewusst, dass gewisse Religionen Ungleichheit und Ungerechtigkeit gegenüber Minderheiten fördern. Aber alle kollektiv zu verurteilen ist falsch. Es gibt auch hier in meiner Umgebung viele Menschen die ich verachte, weil ich sie für verachtenswert halte; Parasiten, Egomanen, rücksichtslose Machtmenschen und viele, viele Rassisten. Es ist mir völlig egal woher sie kommen, welche Farbe, welche Glaubensrichtung und welchen Hintergrund sie haben. Idioten gibt es überall. Sie glauben sich als überlegene Elite aufwerten zu können. Wer ist besser, wer ist schlechter, wer hat das recht sich als überlegen zu definieren? Nur der, der sich als minderwertig definiert und es nötig hat andere abzuwerten. In der Tierwelt führt ein Alphaltier die Herde, weil es das kann. In unserer Menschen-Welt mit hochsignifikanter Wahrscheinlichkeit, weil im übertragenden Sinn es keinen hochkriegt. Potent nach außen, impotent nach innen – sozusagen.

Es gibt eine weitere Ebene, die ich zutiefst verachte. All diese Konzerne mit ihren großen Namen, die sich jetzt solidarisch erklären und Umstrukturierungen bis hin zu den Vorständen verkünden. Ihr seid ein verlogenes Pack, denn euch geht es nur um die Verkaufszahlen. Ihr beutet seit Jahrzehnten Menschen in der gesamten Welt aus, in euren Unternehmen herrscht purer Rassismus den ihr konsequent ignoriert. Jetzt, auf einmal wollt ihr euch besinnen und alles ändern? Für wie blöd haltet ihr uns. Na ja, offensichtlich funktioniert es in den USA. Aber es funktioniert ja so einiges, was für mich unverständlich ist. Schließlich haben wir den Krieg verloren und sind die Bösen – ja diese Vorurteile sind immer sehr praktisch, wenn man der eigenen Realität nicht die Stirn bieten kann. Die Welt soll jetzt die Rassismusproblematik des nordamerikanischen Volkes mitverantworten und mit bewältigen. Praktisch oder? Ohne mich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.