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Im Leistungssport gibt es keine Opfer, sondern nur Täter

Zieleinlauf 2016 / London Marathon Als ich noch gerne Sportfotograf war

Gerade habe ich wieder ein Artikel über Magersucht und Leistung im Ausdauersport gelesen. Klar, dass das NOP nach Strich und Faden zerlegt wurde. Jetzt hat man mit Alberto Salazar einen neuen Bösewicht in der Szene, der arme Mädchen dazu gezwungen und verführt hat zu dünn zu sein. Irgendwann packt eine Exsportlerin aus und beschwert sich über die bösen Männer, die ihr Leben versaut haben. In der Disziplin du bis an meiner Misere Schuld, sind leistungsorientierte, durchwegs selbstwertarme Menschen Weltmeister. Es ist so einfach mit dem Finger zeigen und beschuldigen. Es ist so einfach zu klagen, Schadensersatz zu fordern und sich als Opfer aus der misslichen Lage retten zu wollen. Es ist üblich die Verantwortung von sich zu weisen. Es ist so schwer zu akzeptieren, dass der ersehnte Erfolg, die Belohnung für alle Qualen, Verzichte, Trainingseinheiten, Hungerkuren, Doping und vieles mehr nicht stattgefunden hat. Es ist unerträglich zuzugeben, dass Mann oder Frau versagt hat.

Darum geht es in Wirklichkeit, um Erfolg. Es geht um die krankhafte Sucht nach Anerkennung durch Leistung. Aufmerksamkeit für fehlendes Selbstwert? Definitiv ja, denn es geht überhaupt nicht mehr um die Begeisterung und die Liebe zum Sport. Manchmal geht es auch um Geld, jedoch nicht in der Leichtathletik. Augen zu, Klappergestelle wie Klosterhalfen und Co. in den höchsten Tönen loben, obwohl jeder weiß, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Leistung macht alles wett. Bis auch sie sich outen wird und über ihr versautes Leben ein Buch schreiben wird, um alles anzuprangern was man ihr angetan hat. Danach folgt wieder ein kollektives entsetzten wie böse das System ist. Gleichzeitig werden neue Klosterhalfens in der Szene, Medien, bei Sportreporter und Zuschauer in orgastischen Ekstasen versetzten.

Im Leistungssport tun mir die Opfer nicht leid, weil sie auch Täter sind. Sie sind genauso verantwortlich und sollten nicht versuchen sich aus der Affäre herauszuwinden, indem sie andere für ihr Schicksal verantwortlich machen. Die Gesellschaft zwingt sie nicht dazu, denn wir sind nicht mehr in der DDR.

Außergewöhnlich sein zu wollen hat seinen Preis. Wer es unbedingt will, sollte die damit verbundenen Konsequenzen annehmen und danach nicht jammern, wenn es nicht ganz so geklappt hat.

 

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