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Leistungssport und Familienangehörige als Trainer*innen

Gibt es auch als Podcast

Eine große Herausforderung Vater, Ehemann und Trainer in einer Person

Wie oft hört man davon, dass der Vater oder die Mutter die eigene Tochter oder den eigenen Sohn trainiert? Ich würde sagen, dass bei manchen Sportarten das sehr häufig der Fall ist. Ich habe es selbst getan. Im Tennis ist es fast normal, vor allem bei Kindern. Ich müsste mein Sohn fragen, ob ich mich als Trainer bewährt habe. Wenn ich so wie viele Väter und Mütter mein Trainerjob wahrgenommen habe, dann entschuldige ich mich bei ihm. Ich hoffe nicht diese typischen katastrophalen Fehlern gemacht zu haben. Von welchen Fehlern rede ich hier? Um ehrlich zu sein, von sehr vielen. Wenn du als Elternteil nicht deine Elternrolle verlassen kannst, dann solltest du es dringend bleibenlassen. Wenn du ein frustrierter und mittelmäßiger Sportler warst und dein Kind für dich siegen soll, dann erst recht. Jede und jeder der seine Kinder trainiert wird von sich behaupten, dass er oder sie das nicht macht. Ich glaube ihnen kein Wort. Vor allem bei den Kindern nicht. Dort beobachte ich immer wieder von den meisten Trainer und Trainerinnen dasselbe Muster, auch dann, wenn sie keine Verwandten sind. Wisst ihr was ihr da macht? Ich sage es euch direkt ins Gesicht – ihr betreibt Missbrauch. Dieses Getue wie, du musst auf die Kinder eingehen, sie sollen das Gefühl haben, dass du wie sie bist, als ob es deine Kinder sind ist einfach nicht akzeptabel. Diese Seite habe ich speziell bei Trainerinnen wiederholt beobachtet. Typische Sprüche wie: „Kinder bitte, bitte, fangt schon mal an“, oder „tut mir den Gefallen und macht es für mich“ sind nicht eine Seltenheit. Ihr glaubt ich übertreibe? Nein, das tue ich nicht! Solche Trainerinnen gibt es sehr häufig, noch häufiger als die bösen, strengen und unbarmherzigen Trainerinnen der Turnerinnen und Eiskunstläuferinnen. Aus meiner Sicht sind diese Frauen gleichermaßen unfähig und richten großen Schaden an. Das bedeutet nicht, dass ich männliche Trainer besser finde. In den 25 Jahren, in denen ich Väter ihre Kinder trainieren beobachtet habe, sah ich große Trauerspiele. Schimpfende Väter, die ihre Jungs und Töchter vor versammelter Mannschaft regelrecht zu Sau gemacht haben, sie als Versager beschimpften, ihnen sogar vorwarfen, dass sie undankbar seien und ob sie nicht wüssten, wieviel Geld sie schon gekostet hätten, waren keine Ausnahmen. Liebesentzug in reiner Form, Erniedrigung und tiefe Verachtung waren an der Tagesordnung. Bei Erfolg war genau das Gegenteil zu beobachten. Tragisch ist, dass viele Trainer in Sportvereinen auch so ticken.

Was ist nun die Königsdisziplin an Herausforderung für Trainer*innen? Wenn du deinen Partner oder Partnerin trainieren kannst. Es gibt eine ganz einfache Art zu überprüfen, ob du dein Job als Coach einigermaßen beherrschst. Wenn es dir gelingt, mit deinem Partner oder deiner Partnerin eine glückliche langjährige Beziehung aufrecht zu erhalten und diese nicht durch das Training beeinflusst wird, dann kannst du es. Diese Voraussetzung ist wesentlich wichtiger als das Erreichen von großen Erfolgen. Das Entkoppeln von Training und Partnerschaft, von Training und Elternschaft und letztendlich von eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen der Athlet*innen ist der Schlüssel zum Erfolg. Das macht den Unterschied zwischen Trainer*in und Pfuscher*in aus. Da draußen wimmelt es von Pfusch*innen. Nur weil sie mal glaubten große Klasse im Sport gewesen zu sein, eine Ausbildung als Trainer*in oder Studium als Sportwissenschaftler*in genossen zu haben, sind sie noch lange nicht geeignet eine gute Arbeit zu machen. Ihnen fehlt die notwendige Selbsterfahrung, die Liebe zur Sportart, die Bescheidenheit sich im Hintergrund zu halten, das Verständnis der Trainerrolle und die Fähigkeit sich abzugrenzen, um diese Arbeit gewissenhaft zu verrichten. Sie sind zu selbstzentriert, einfach in ihrer Persönlichkeit unreif um Athlet*innen zu führen.

Mag sein, dass ich viele Trainer*innen mit meinen Äußerungen beleidige. Mag sein, dass ich viele Eltern, die sich ihrer Kinder als Trainer angenommen haben, ebenfalls beleidige. Hoffentlich beleidige ich auch die Vereine, die nichts Besseres zu tun haben, als sich in den Vorständen gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und erbitterte Machtkämpfe untereinander oder mit anderen Vereinen auszutragen. Alles im Namen des Sports. Dabei geht es mehr um die persönlichen Unzulänglichkeiten der einzelnen Akteur*innen. Die Sportler sind nur das Instrument für diese Widerlichkeiten rund um Macht und Ohnmacht.

Fühle ich mich als etwas Besseres. Nein, nicht als was Besseres. Ich glaube aber mehr Einblick als die Meisten Trainer*innen zu haben. Tatsächlich habe ich meine zwei Kinder im Tennis trainiert, weitere Spieler betreut. Ich habe sogar einen Weltklasse Tennisspieler mental betreut. Im Laufen habe ich viele Athlet*innen betreut, auch Jugendliche und Kinder. Weiter habe ich Spitzenmarathonläufer betreut. Heutzutage betreue ich Laufanfängerinnen und bilde Laufcoaches aus. Keiner dieser Athleten und Athletinnen war mehr wert als der andere. Die, die am meisten Sorgfalt und Wissen benötigt haben, waren die Kinder. Weil mir aber alle Sportler*innenwichtig sind, wünschte ich mehr Qualität und Professionalität im Breitensporttraining. Daher meine Anklage, es gibt zu viele Pfuscher*innen als Coach im Sport. Wäre das bei den Chirurgen der Fall, würden wir alle laut Aufschreien. Beim Sport gibt es offensichtlich kein Mord.

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