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Neujahresgedanken

Sage mir, wie soll es gehen, nicht zu verzweifeln?

Wie soll es gehen nicht an der Dummheit meiner Mitmenschen zum Menschenhasser zu mutieren?

Wie soll ich meinen unlösbaren Dauerkonflikt, nämlich mit der renitenten Fähigkeit meiner Mitmenschen sich zu weigern ihr Hirn und ihr Herz endlich einzuschalten?

Heute bin ich enttäuscht, wütend und verzweifelt – ja ich gebe zu, mit meinen Bemühungen versagt zu haben. In den letzten Jahren habe ich mich hauptsächlich damit beschäftigt, nicht zu verzweifeln. Ich wollte Aussichten, Lösungen, Fertigkeiten und vor allem Wissen vermitteln. Wissen sollte helfen Menschen zu bewegen, sie befähigen mit allen Widersprüchen ihres Wesens besser umgehen zu lernen. Ich habe hart gearbeitet, Zeit und Mühe investiert, viele Gespräche und Diskussionen geführt. Jetzt muss ich mir eingestehen, dass der Erfolg meiner Bemühungen ausgeblieben ist.

Ist das eine Anklage von meiner Seite?
Ja, das ist es auch! Nicht weil ich versagt habe, damit muss ich ganz allein fertig werden.

Ich klage euch an, weil ihr zu bequem, faul und feige seid unsere, eure Welt sinnvoll zu gestalten. Ihr glaubt an Hollywood-Märchen, an das heldenhafte Gute und verwerfliche Böse, dass beseitigt werden muss. Ihr glaubt an naiven Vorstellungen, die euch aus euren Miseren retten werden. Was euch fehlt ist der Mut und der Wille euch richtig anzustrengen. Was euch fehlt ist Verantwortung und Eigenverantwortung. Träumt weiter von Wonder Woman, von zierlichen Frauen und Buben, kleine dumme Heldenfiguren und Super-Männer und Frauen, die fiese böse starke Bösewichte verprügeln und besiegen. Die Realität ist eine andere. Die Bösewichte machen im echten Leben aus euch Kleinholz. Ihr läuft vor euch selbst weg, macht euch was vor und wundert euch dann, wenn ihr feststellen müsst, dass ihr keine Helden seid. Ihr hättet eine Chance, ergreift sie aber nicht, deswegen klage ich euch an. Die Ausreden werden euch nicht ausgehen, warum das in eurem Fall nicht möglich ist. Nur helfen, wird das nicht!

Was wird aus mir?

Ich muss auf mich schauen, neue Kraft finden und mich weiterhin bemühen. Ich muss eine Antwort auf meine Frage finden: wie soll es gehen, nicht zu verzweifeln? Eines ist mir klar geworden. Die kollektive Dummheit der Menschen wird sich nicht besiegen lassen. Die Verantwortung und Eigenverantwortung werden weiterhin in der Bevölkerung wenig vertreten sein. Diese Eigenschaften sind ein fehlender Bestand in unseren Gesellschaften. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass Konflikte für uns Menschen nicht wirklich lösbar sind. Sie sind immer und überall vorhanden. Wir können nur lernen mit ihnen besser umzugehen, diese partiell zu besänftigen und daraus etwas lernen. Vielleicht wird es Zeit, meinen lieben Mitmenschen so richtig in den Arsch zu treten und nicht nur mich in Frage zu stellen. Was habe ich noch zu verlieren? Nichts, was ich noch nicht verloren habe – den Glauben an uns als Menschen.

Doch diesen Weg werde ich nicht einschlagen. Wie heißt es so schön bei den Bremer Stadtmusikanten: „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall.“ Der dumme Mensch scheint den Tod sehr zu fürchten. Dabei sollte er eher das Leben fürchten, aber wahrscheinlich ist er sogar dafür zu dumm und faul. Ich werde mich beschränken meine wenigen lieben Mitmenschen zu lieben und meinen Mitmenschen weiterhin Chancen zu geben. Vielleicht lernen sie auch das Leben mehr zu fürchten als den Tod. Selbstmord ist keine, oder eine schlechte Alternative. Dabei begehen viele Menschen jeden Tag einen kleinen Selbstmord. Das muss nicht sein. Die gute Nachricht ist: es lohnt sich trotzdem zu leben, wenn man von ganzen Herzen lieben kann und von ganzen Herzen geliebt wird. Um das zu erreichen, braucht es zugegebenermaßen harte Arbeit, knallhartes Realitätsempfinden, schonungslose Ehrlichkeit gegenüber sich selbst, die Bereitschaft an sich zu arbeiten, die Bereitschaft Schmerz und Leid zu ertragen, Durchhaltevermögen und Mut. Die Belohnung ist mit nichts im Leben zu vergleichen. Keine Anerkennung, kein Reichtum, kein Glaube, keine Kirche, kein Gott, keine Macht kann dieser Liebe das Wasser reichen. „Etwas Besseres als geliebt zu werden finden wir nirgends“. Ich meine nicht die krankhafte, abhängigkeitsliebe zu den eigenen Kindern oder die narzisstische Eigenliebe. Ich meine die tiefgreifende Liebe, dieses einzigartige Gefühl, dass uns mit Wärme und Dankbarkeit durchströmt, ohne eine Bedingung oder Forderung existiert. Das ist das Einzige, was uns Menschen retten kann. Ich werde euch mehr in den Arsch treten müssen, damit ihr endlich versteht, warum es wichtig ist, sich anzustrengen.

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