… oder du siehst nur, was du sehen willst.
Jeder kennt Situationen, in denen man diese unterschiedlich bewertet. Das gilt besonders für die Beurteilung von Menschen: Was haben sie vor, was ist ihr Ziel, was treibt sie an, so zu handeln, wie sie es tun. Sind ihre Motive altruistisch und ehrenhaft oder egoistisch und eigennützig. Gerade diese Frage führt zu großen Missverständnissen, denn sie setzt in der Regel direkt eine Bewertung des Wertes einer Person voraus. Altruistisch bedeutet, dass die Person wertvoll und gut ist, egoistisch bedeutet, dass die Person weniger wertvoll ist. Wir befinden uns in der Kategorie von Gut und Böse.
Eine meiner ersten Erkenntnisse in meinem Leben war, dass es falsch ist, so zu denken. Es ist keine Frage des persönlichen Wertes, sondern eine Frage der Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, ob wir egoistisch oder altruistisch handeln. Besonders in den USA ertappe ich mich oft dabei, dass ich mich ärgere, weil ich offensichtlich nicht verstanden werde. Wenn ich Menschen in ihrem Verhalten mir gegenüber in Frage stelle, dann nicht, um sie zu verunglimpfen oder aufzuwerten, sondern um sie auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen. Paradoxerweise habe ich das ausgerechnet von meinen amerikanischen Mentoren und Lehrern gelernt. Offenbar duldet die amerikanische Kultur keine klärenden Fragen, weil sie sofort als ungerechtfertigte Kritik aufgefasst wird. Sie nimmt sie sehr persönlich: vielleicht, weil ich kein Amerikaner bin? Andererseits erwarten die Amerikaner von uns, dass wir ihre Kritik beherzigen, und zwar aus einer durch und durch arroganten Haltung heraus. Ich kann also verstehen, dass sie kaum etwas von uns annehmen können. Wie ich schon sagte, habe ich das bei meinen amerikanischen Kollegen, Mentoren und Lehrern nie erlebt. Im Gegenteil: Sie haben meine nuancierte und ehrliche Haltung immer geschätzt und waren neugierig und dankbar für meine Mitarbeit. Wir sind in vielerlei Hinsicht unterschiedlich, aber in den meisten gleich – und vor allem gleich wertvoll. Sollte ich arrogant erscheinen, bitte ich um Entschuldigung. Aber eines möchte ich klarstellen – ich lasse mir mein Fachwissen in meinem Bereich nicht absprechen. Ich weiß, was ich kann, habe hart dafür gearbeitet und noch härter dafür gekämpft, um das zu erreichen, was ich heute bin. Wenn jemand damit nicht leben kann, ist das nicht mein Problem und schon gar nicht meine Verantwortung. Ich glaube nicht an Helden die die Welt retten, sondern an uns alle, die unser Herz und unseren Verstand benutzen, um gemeinsam eine bessere zu Welt verwirklichen.