Zum Inhalt springen

Was muss passieren, damit wir uns ändern?

 

Es liegt an uns selbst

Der Wunsch nach Veränderung ist gut uns bekannt. Der Wunsch nach Beständigkeit ebenfalls. Die erste Frage, die sich stellt, ist: Wie passen beide so widersprüchliche Aussagen zueinander? Nach langem Nachdenken meine ich sogar, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Wir unternehmen große Anstrengungen unsere Beständigkeit aufrecht zu erhalten, indem wir sehr viel verändern, damit sich ja nichts ändert. Auch strengen wir uns gewaltig an uns zu verändern, um uns weiterzuentwickeln. Die Gewohnheiten stehen uns dabei im Wege, ja verhindern sogar die Absichten in Taten umzusetzen. Veränderung und Beständigkeit sind demnach Gegenspieler, die aufeinander angewiesen sind. Sie interagieren miteinander, weisen sich untereinander in die Schranken. Ähnlich wie Mut und Angst handeln sie nach dem Prinzip Actio und Reactio, also Kraft und Gegenkraft. Die Tatsache, dass eine Kraft nur dann existieren, wenn eine entsprechende Gegenkraft aufgebaut werden kann, scheint ein vielfältiges, übertragbares Phänomen auf vielen anderen Ebenen zu sein.

Bewegung im Leben ist der Schlüssel zur Veränderung. Ein Anfang, der genutzt werden sollte.

Was mich wundert ist, dass wir nicht mehr aus dieser Erkenntnis profitieren, sondern teilweise tatenlos dem Kräftemessen ausgesetzt sind. Ich bezeichne diesen Zustand als Handlungsunfähigkeit oder Stillstand. Das geschieht genau dann, wenn beide Kontrahenten sich gegenseitig ausgleichen. Ein guter Hinweis ist, wenn viel Energie aufgewendet wird und keine Veränderung oder Bewegung stattfindet. Jeder von uns kennt das Gefühl sich anzustrengen, ohne wirklich voranzukommen. Ich habe dieses Gefühl als „ich gebe Gas mit angezogener Handbremse“ definiert. Was in dem Fall beim Auto passiert, ist logisch. Die Handbremse wird sehr schnell verschlissen, der Verbrauch steigt astronomisch und wir kommen nicht weit. Was mit uns Menschen passiert ist leider nicht so eindeutig definierbar. Wir haben viele Möglichkeiten darauf zu reagieren, auf die ich hier nicht eingehen möchte. Eine davon ist uns sehr wohl bekannt und nennt sich Burn-Out.

Mich beschäftigt eher die Frage, wie ich mit den Gegenspielern Veränderung und Beständigkeit besser umgehen kann. Wann, wie stark, wie lange und in welcher Form gebe ich gas oder bremse ich. Darauf kommt es doch an, oder? Wenn ich mit meinem Auto ein Ziel erreichen möchte, muss ich genau das gleiche tun und ja, ich brauche einen Antrieb und eine Bremse. Genau das Prinzip versuche ich auf mein Leben zu übertragen. Natürlich ist es viel komplexer und vielschichtiger als ein Auto. Es gibt unzählige, sehr unterschiedliche Antriebe mit der gleichen Anzahl an Bremsen für die Lebenssteuerung. Die Aufgabe besteht darin, aus diesen Steuermechanismen eine passende Lebensregelung zu gestalten. Wie immer sind wir gewissen Bedingungen ausgesetzt, die wir als Umwelt bezeichnen. Das macht das Leben so spannend für mich, denn diese Umwelt ist alles andere als leicht einschätzbar. Teilweise ist sie beständig, teilweise verändert sie sich. Eines ist mir in letzter Zeit sehr klar geworden. Der Mensch hat es zunehmend geschafft, ganz bewusst die Umwelt zu beeinflussen. Philosophisch und psychosozial gedacht, glaube ich zu wissen, warum wir es getan haben, tun und weitertun werden. Wir wollen es einfach nicht verstehen, dass wir große Schwierigkeiten haben unser eigenes Leben, mit all den ureigenen Gegenspielern, in den Griff zu bekommen. Daher müssen andere Wesen, andere Systeme und auch unsere Umwelt büßen. Wir haben es schwer, wenn es darum geht Selbstverantwortung für unser Tun zu übernehmen. Von Anfang an, haben wir den Begriff „Schuld“ erfunden. Sogar die Religionen haben sich nicht gescheut damit Angst zu schüren. Schuld und Unschuld, Gut und Böse, Reich und Arm, Wahrheit und Lüge, Glück und Pech, etc. Die Liste der Antagonisten ist sehr groß. Sie beginnt mit der Geburt und endet mit dem Tod. Was dazwischen liegt ist das Leben für die Lebewesen. Das ist unser Spielfeld, das wir nicht selten verspielen.

Was muss denn also passieren, damit wir uns ändern? Die Antwort ist denkbar einfach. Jede und jeder von uns ist für sich selbst verantwortlich. Wenn wir nur fordern, kritisieren und verurteilen, werden wir kaum weiterkommen. Ich glaube wir müssen lernen uns selbst zu verstehen, zu hinterfragen und danach anstrengen gute Menschen zu werden. Was das genau bedeutet, muss jede und jeder für sich herausfinden. Eines kann ich versichern, leicht ist diese Aufgabe bei Gott nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.